Am gestrigen Abend gab es in unserer Geschäftsstelle den Auftakt zur Veranstaltungsreihe zur Klimawoche im Ennepe-Ruhr-Kreis: Andreas Balster hielt einen Vortrag zum Thema “Gutes Plastik, Böses Plastik: Was Kunststoffe mit dem Klimawandel zu tun haben”.
Im gut gefüllten Zuschauerraum fanden sich interessierte Breckerfelder BürgerInnen, die sich zu dem hochaktuellen, aber in den Nachrichten nicht besonders präsenten Themenkomplex Plastikmüll, Marine Littering und Kreislaufwirtschaft informieren wollten.
In guten 75 Minuten schlug der Referent, ausgebildeter Chemiker und seit über zwei Jahrzehnten in der Branche tätig, einen Bogen vom Image und der Bedeutung der Kunststoffe bis hin zur Frage der Dringlichkeit und Verantwortung für einen Richtungswechsel, für eine Materialwende, die die weitere Umweltzerstörung einzudämmen helfen soll. Auch eine kleine Werkstoffkunde wurde eingebaut – “das muss sein, wenn man das Problem in Gänze verstehen möchte”, erklärte Balster den Anwesenden. Das geschah niederschwellig anhand von Beispielen, Analogien und auch Modellen zum Anfassen. “Ich möchte ja, dass Sie sich morgen noch daran erinnern, dass Sie hier waren” – eine nicht ganz ernst gemeinte Bemerkung, denn das zentrale Thema prägte sich auch so ein: Das diffuse Unbehagen, welches mit der Betrachtung vermüllter Strände und Buchten einhergeht, wird greifbarer und damit verständlicher, wenn es mit Zahlen, Daten und Fakten unterfüttert wird. Einer der Zuhörer fragte, wo der ganze Müll im Meer herkomme und warum er sich ausgerechnet dort sammle. Ein Schaubild aus der OECD-Studie “Global Plastics Outlook”* von 2022, integriert in den Vortrag, zeigte die Stoffströme sehr anschaulich und beantwortete die Frage prompt: Das ist nicht “der ganze Müll”, sondern nur ein Bruchteil.
So war vieles, das auf die Wand geworfen wurde, nicht unbedingt ein Stimmungsaufheller. Aber genau das sei eine der Absichten, so Andreas Balster zum Abschluss: “Wahrscheinlich geht hier jetzt niemand gut gelaunt nach Hause; aber wie können wir sinnvoll und rational über die Folgen unserer Handlungen diskutieren, wenn wir nicht alle die Fakten kennen und verstehen, was die Vermüllung der Lebensräume mit dieser noch jungen Werkstoffklasse für Konsequenzen hat?” Dabei zeigte Balster allerdings auch Wege und konkrete Handlungsempfehlungen auf, die uns helfen werden, langsam einen Überblick und schließlich die Kontrolle über die Materialströme zu erlangen.
In der sich anschließenden Diskussionsrunde wurden einige der Punkte nochmal aufgegriffen und mit persönlichen Ansichten und Geschichten verknüpft. Man war sich einig, dass Eigenverantwortung und Umweltbewusstsein zwar sehr wichtig sind, die wirklich dicken Bretter aber durch die Politik gebohrt werden müssen. Und zwar global und konzertiert, denn unsere heutigen Herausforderungen interessieren sich nicht für Grenzen und Weltanschauungen.
*: OECD (2022), Global Plastics Outlook: Wirtschaftliche Treiber, Umweltauswirkungen und politische Optionen, OECD Publishing, Paris, https://doi.org/10.1787/de747aef-en

